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Warten auf Gonzo
von Dave Cousins
Verlag Freies Geistesleben (2017)

Als wäre es nicht genug, dass Marcus Osbourne, genannt Oz, mit seiner Familie aus einem Vorort Londons in das ländliche Kaff Slowleigh ziehen muss – er setzt durch eine unüberlegte spontane Aktion an seiner neuen Schule auch noch eine ganze Kette von Ereignissen in Gang, die eine derartige Eigendynamik entwickeln, dass Oz die Kontrolle darüber verliert. Was er auch anpackt, er lässt kein Fettnäpfchen aus. Zu allem Überfluss findet er auch noch heraus, dass seine ältere Schwester Meg ungewollt schwanger von ihrem Exfreund ist und nicht so recht weiß, wie sie mit dem „Problem“ umgehen soll. Oz verarbeitet die Neuigkeit auf seine Weise, indem er all seine Erlebnisse und Gedanken für das Ungeborene, das er scherzhaft Gonzo nennt, aufschreibt.
Witzige Dialoge und mitreißender Humor gepaart mit den großen und kleinen Sorgen eines Teenagers machen dieses Buch zur perfekten Unterhaltung für Jugendliche.

Maria Kronbichler

 

Was man von hier aus sehen kann
von Mariana Leky
Dumont (2017)

Ein kleines Dorf im Westerwald mit seinen liebenswert-skurrilen Bewohnern. Das steht im Mittelpunkt von Mariana Lekys Roman „Was man von hier aus sehen kann“. Luise, die Protagonistin, aus deren Sicht wir von den großen und kleinen Unternehmungen der Dörfler erfahren, begleiten wir von ihren Erlebnissen als Zehnjährige bis hinein ins Leben als Mitdreißigerin. Obwohl ihre Eltern beide mehr oder weniger für sie da sind, sind in Wirklichkeit Luises Großmutter Selma und der Optiker des Dorfes, der heimlich in Selma verliebt ist, die Ansprechpartner und Seelentröster für das Mädchen.
Die alte Selma ist aber weit mehr als das: Wenn sie nachts von einem Okapi träumt, dann gerät das ganze Dorf in helle Aufregung. Dies ist nämlich immer wieder ein Vorzeichen dafür, dass ein Bewohner im Laufe des nächsten Tages stirbt. Mit dem drohenden Tod vor Augen rückt dann der eine oder die andere mit so manch sorgfältig gehütetem Geheimnis ans Tageslicht. Ein Buch zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken.

Maria Kronbichler

 

Chez Max
von Jakob Arjouni
Diogenes (2007)

Die Welt im Jahr 2064: Wer in der euroasiatischen Zone wohnt und zu den Privilegierten gehört, der hat es gut. Der Rest fristet ein bedauernswertes Dasein am Rande der Gesellschaft oder lebt hinter dem Zaun und führt ein Sklavendasein. Im Mittelpunkt dieser Science-Fiction-Parodie stehen Max Schwarzwald und sein Arbeitskollege Chen Wu, beide Geheimagenten des Ashcroft-Büros in Paris und zuständig für die Bekämpfung von potentiellen Kriminellen. Als sich das ungleiche Agentenpaar in die Quere kommt, steigt die Spannung.
Das Buch ist eine Parodie auf eine hysterische, paranoide Gesellschaft, die alles und jeden kontrolliert, observiert und analysiert. Lesenswert!

Birgit Pichler

 

 

Experimenter - die Stanley Milgram Story
ein Film von Michael Almereyda
2016 - Dauer: 94 Min.

Der Film, aus der Perspektive des Psychologen Stanley Milgram erzählt, verdeutlicht, wie leicht Menschen sich von vermeintlichen Autoritäten bestimmen und zu Aktionen verleiten lassen, die nicht ihrem Gewissen folgen. Das 1961 erstmals durchgeführte Experiment sollte die Bereitschaft durchschnittlicher Personen testen, autoritären Anweisungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen. Die Reaktionen der Versuchspersonen sind auch aus heutiger Sicht noch aufwühlend und bringen zum Nachdenken.

Birgit Pichler

 

 

 

Der Club der Traumtänzer
von Andreas Izquierdo
Dumont (2014)

Ein vom Erfolg verwöhnter Manager, fünf Sonderschüler und eine verrückte liebenswürdige Direktorin bestimmen den Verlauf dieser berührenden Geschichte. Gabor Schöning, ein skrupelloser Schönling, wird dazu verdonnert, sich mit 15-jährigen schwer Erziehbaren auseinanderzusetzten und ihnen das Tanzen beizubringen. Keine leichte Aufgabe, wenn man gerade dabei ist, die Spitze der Karriereleiter zu erklimmen und sich nebenbei dem weiblichen Geschlecht widmen muss. Gabor nimmt die Herausforderung an und gewinnt nicht nur die Herzen der Jugendlichen.
Ein Roman über das Tanzen und das Glück, das einen oft über Umwege erreicht.

Birgit Pichler

 

 

 

Dein Weg - vom Suchen und Finden auf dem Jakobsweg
ein Film von Emilio Estevez
2010 - Dauer: 119 Min.

Tom Avery ist ein erfolgreicher Augenarzt aus Kalifornien, dessen Leben durch den plötzlichen Tod seines einzigen 40-jährigen Sohnes aus den Fugen gerät. Sohn Daniel ist auf dem Jakobsweg ums Leben gekommen. Spontan setzt sich Tom ins Flugzeug, identifiziert seinen Sohn und entschließt sich den Jakobsweg anstelle seines Sohnes zu Ende zu gehen. Tom ist am Ende des Camino ein anderer und hat einen Weg gefunden, um den Verlust seines Sohnes zu akzeptieren. Ein berührender Film für Erwachsene.

Birgit Pichler

 

 

 

Der Club
von Takis Würger
Kein & Aber (2017)

Das Buchcover von „Der Club“ im Kein & Aber-Verlag ist unscheinbar, die Geschichte, die der Schriftsteller Takis Würger erzählt, ist es nicht. Zum Inhalt: Hans Stichler ist Deutscher und darf dank seiner Tante, die Professorin für Kunstgeschichte ist, an der Universität in Cambridge studieren. Als Gegenleistung soll er ein Verbrechen aufklären, das im elitären Pitt Club begangen wurde.
Spannend – bis zum Schluss!

Birgit Pichler

 

 


 

4 Könige
ein Film von Theresa von Eltz
2016 - Dauer: 99 Min.

Vier Jugendliche – Timo und Fedja, Lara und Alex – verbringen den Heiligabend in der Psychiatrie. Der Grund sind vielfältige Konfliktpotentiale, die zu Hause eskalieren würden. Unkonventionell und einfühlsam versucht sich der junge Psychiater Dr. Wolf an die Jugendlichen anzunähern und ein Miteinander zu ermöglichen. Die Szenen sind spannungsgeladen, fördern Unerwartetes zutage, zeigen zerbrechliche, traumatisierte junge Menschen und überforderte Erwachsene. Ein Happy End ist nicht in Sicht. Sehenswert!

Birgit Pichler

 

 

 

Djihad Paradise
von Anna Kuschnarova
Beltz & Gelberg (2015)

2015 - Julian Engelmann alias Abdel Jabbar Shahid trägt einen Sprengstoffgürtel und ist bereit, sich mitten in der Einkaufshalle in die Luft zu jagen. Ist es  Zufall oder Bestimmung, dass in diesem Moment Romea auftaucht und mit ihr all jene Erinnerungen an sein früheres Leben, als er sich seiner Mission im Namen Allahs noch sicher  und Romea seine große Liebe war.

Dschihad Paradise ist ein Jugendroman, der  klar macht, dass der Djihadismus  auch in Europa angekommen ist. Anna Kuschnarova ist es gelungen aufzuzeigen, was junge Menschen dazu bewegt, aus ihrem sozialen Umfeld auszubrechen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und in den „heiligen Krieg“ zu ziehen. Das Buch gibt einen Einblick in die radikal islamische Szene  und macht Motive und Ursachen sichtbar, die junge Menschen in diese Szene führen können.

Birgit Pichler

 

Das Mädchen mit dem Fingerhut
von Michael Köhlmeier
Carl Hanser (2016)

Im Mittelpunkt der Handlung steht Yiza, ein sechsjähriges Mädchen, das irgendwo in Europa verloren gegangen ist. Von einem "Onkel", den sie nicht kennt, wird sie zum Betteln geschickt und abends abgeholt. Nach einigen Tagen kommt der Onkel nicht mehr und Yiza muss sich alleine durchschlagen. Sie landet im Kinderheim, wo sie zwei Jungen kennenlernt. In dem Glauben nun endlich Freunde gefunden zu haben, flieht sie aus dem Heim. Ein unbarmherziger Lebenskampf nimmt seinen Lauf. Die Geschichte von Köhlmeier ist angesichts der anhaltenden Flüchtlingsströme hochaktuell und berührend.   

Birgit Pichler

 

 

 

The Cut
ein Film von Fatih Akin
2014 - Dauer: 133 Min.

Der Film von Fatih Akin mit Tahar Rahim thematisiert den Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg. Am Beispiel des jungen Schmiedes Nazaret Manoogian  und seiner Familie wird mit einer unglaublichen Intensität  das Schicksal dieses Volkes vor Augen geführt. Der historische Hintergrund: 1915 verhafteten die türkischen Behörden in Istanbul die gesamte Führungsschicht des armenischen Volkes. Dazu gehörten Priester, Politiker oder Kulturschaffende. Die osmanische Führung verdächtigte die christliche Minderheit, mit dem Kriegsgegner Russland zu kollaborieren. Es war der Auftakt zu einer systematischen Vertreibung und Vernichtung von Armeniern durch das Osmanische Reich. Nach unterschiedlichen Schätzungen kamen in den Jahren 1915 und 1916 zwischen 800.000 und 1,5 Millionen Menschen ums Leben.

Birgit Pichler